"Alles von der Kunstfreiheit gedeckt?" – Vortrag zum Pastiche

, letztes Update:

Am Donnerstag, 12. Januar 2023, 19:00 Uhr findet in der nGbK – neue Gesellschaft für bildende Kunst (station urbaner kulturen, Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin Hellersdorf) unter dem Titel "Alles von der Kunstfreiheit gedeckt? Collagen, recherchebasierte Arbeiten – Pastiche als Schutz von Kunst- und Meinungsfreiheit" eine Informationsveranstaltung mit anschließender Diskussion zur neuen Pastiche-Schranke gem. § 51a UrhG mit Rechtsanwalt Dr. jur. Urs Verweyen statt.

Der Eintritt, auch zu der anlassgebenden Ausstellung "Salud – Picasso Speaking. 'Guernica' und der Krieg in den Städten" ist frei!

Wann und wo:

  • Donnerstag, 12. Januar 2023, 19:00 Uhr
  • Adresse: nGbK neue Gesellschaft für bildende Kunst, station urbaner kulturen, Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin Hellersdorf (Eingang Kastanienboulevard, neben Lebenshilfe e.V.)
  • Teilnahme auch via Zoom
  • Eintritt: frei
  • Veranstalter_in: neue Gesellschaft für bildende Kunst
    Hybridveranstaltung in der station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf


Aus der Ankündigung:

Die Ausstellung Salud - Picasso Speaking. Guernica und der Krieg in den Städten in der station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf war noch nach der Eröffnung durch die Auflagen der Verwertungs- und Bildrechte seitens der Picasso-Erbengemeinschaft (Succession Picasso) geprägt. Eine erfahrene Kuratorin warnte im Vorfeld: „Jeder Quadratzentimeter Picasso kostet“. Also musste das kuratorische Team andere Wege finden, 48 Jahre nach der NGBK-Ausstellung Guernica – Kunst und Politik am Beispiel Guernica. Picasso und der Spanische Bürgerkrieg erneut zu dem Gemälde Guernica zu arbeiten.

Die heimlich aus Frankreich geschmuggelten Guernica-Poster, welche illegal an den Wänden zahlloser spanischer Wohnzimmer hingen, brachten lange vor dem Ende der Franco-Diktatur das politisch aufgeladene Werk zurück an den Ort der Verbrechen.

Pablo Ruiz Picasso wie auch Bertold Brecht waren dafür bekannt, sich großzügig aus dem Reservoir der Bild- bzw. Textgeschichte zu bedienen. Sie bezogen sich dabei – mehr oder weniger kenntlich gemacht – auf historische Werke großer Künstler- und Autor_innen genauso wie auf triviale Bild- und Textquellen. Dies steht im scharfen Gegensatz zur Politik der Erben von Brecht, Picasso & Co.

Im Rahmen der Ausstellung war die nGbK mit Vorgaben zu Persönlichkeits-, Bild- und Urheberrechten der Succession Picasso, vor Ort durch die VG Bild-Kunst vertreten, konfrontiert. Während Automarken gegen exklusive Lizenzgebühren mit „Picasso“ signieren dürfen, sollte nach den Vorgaben der Succession die Ausstellung mit dem Titel Salud - Picasso Speaking nicht ohne ein vollständig abgebildetes Werk von Picasso angekündigt werden. Eine weitere Vorgabe bezog sich auf eine künstlerische Collage, in der ebenfalls ein bearbeitetes Porträt von Picasso nicht in der Nutzung genehmigt wurde.

Rechtsanwalt Dr. Urs Verweyen wird am konkreten Beispiel der Ausstellung Salud – Picasso Speaking in das Urheberrecht einführen und zugleich zeigen, wie dies in den Alltag der Kuratierung und Gestaltung von Kunstwerken und Ausstellungen recherchebasierter Arbeiten, wie sie für die nGbK typisch sind, auswirkt. Zudem bespricht er, welche (neuen) Mittel es gibt, um Einflussnahmen durch Dritte wie Verlage und Verwerter zu vermeiden, und thematisiert auch die Rolle der VG Bild-Kunst.

Rechtsanwalt Dr. Urs Verweyen ist seit über 15 Jahren als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Urheberrecht in Berlin tätig und seit fast 20 Jahren Mitglied der nGbK. Er vertritt regelmäßig Künstler_innen unterschiedlicher Bereiche in Verfahren zur angemessenen Vergütung und Nachvergütung, in Lizenz und Vertragsfragen, und beim Schutz ihres geistigen Eigentums.

Update: die TAZ berichtet über die Ausstellung und die Diskussionsveranstaltung in ihrer Ausgabe vom 16. 1. 2023, berlin kultur, S. 24.

Foto Ausstellungsansicht: Benjamin Renter